Am 15.01.2019 haben der Biologie Leistungskurs und die Biologiegrundkurse der Q2 eine Exkursion in das Neanderthal Museum nach Mettmann gemacht, um dort zum Thema „Humanevolution“ die Ausstellung zu besuchen und einen Workshop zu belegen.
Zu Anfang des Besuches haben wir eine Führung durch die Ausstellung bekommen, bei der uns die Reise durch die Humanevolution - die mehr als 7 Millionen Jahre zurückliegt - näher gebracht wurde.
Nach einer kurzen Einführung in die technischen Kommunikationsgeräte, erzählte uns die nette Führerin des Neanderthal Museums, dass im August 1856 Steinbrucharbeiter in der „kleinen Feldhofer Grotte“ im Neanderthal auf Knochen stießen, welche man zunächst einem Höhlenbären zuordnete und nicht weiter beachtete. Die Knochen wurden u.a. dem Gymnasiallehrer Fuhlrott aus Elberfeld vorgelegt. Er erkannte in den Skelettteilen die Überreste eines Menschen, aber auch bereits die deutlichen Unterschiede zum modernen Menschen und deutet diese Merkmale als archaisch. Erst nach jahrzehntelangen Auseinandersetzungen unter den Gelehrten wurde die Bedeutung des Fundes als Typusexemplar „Neandertal 1“ der biologischen Art Homo sapiens neanderthalensis anerkannt. Die aufgefundenen Knochenfossilien des vermutlich in der Grotte bestatteten Vormenschen, der etwa 40 Jahre alt wurde, konnten 1991 auf ein Alter von 39.900 ± 620 Jahren datiert werden.
Nach dieser Einleitung haben wir uns mit verschiedenen Ausgrabungstechniken und Analysemethoden auseinander gesetzt und erfahren, wie viele Informationen Knochenfunde über das Lebewesen, die Verhaltensweisen, Ernährungsgewohnheiten und die damals herrschenden Umweltbedingungen preisgeben. Dabei sind vor allem Zähne - die aus einem der härtesten Substanzen, die der Körper bilden kann, bestehen – besonders aussagekräftig. Zähne geben den Forschern Aufschluss über verschiedene Lebensumstände und über unterschiedliche Essgewohnheiten. So kann man über die Größe des Kiefers, die Größe, Form und Abnutzungsmerkmale der Zähne Rückschlüsse auf die Nahrung und damit auf die herrschenden Umweltbedingungen ziehen. Ein Beispiel dafür bietet der Paranthropus boisei. Paranthropus boisei ist eine Art der ausgestorbenen Gattung Paranthropus aus der Entwicklungslinie der Hominini, die vor rund zwei Millionen Jahren in Ostafrika vorkam. Aufgrund der sehr großen Backenzähne und der ebenfalls sehr großen Knochenleisten am Schädel, an denen zu Lebzeiten kräftige Kaumuskeln ansetzten, wird die Art umgangssprachlich – aber irreführend – auch als „Nussknacker-Mensch“ bezeichnet. Zur Hauptnahrungsquelle gehörten harte Steppengräser und hartschalige Früchte. Das Gebiss des Homo sapiens sapiens, also der heutige moderne Mensch, hat ein unspezialisiertes Gebiss, womit er beinahe alles essen kann. Dieses unspezialisierte Gebiss stellt eine Anpassung an die veränderte Zubereitung der Nahrung dar [garen, kochen Þ die Nahrung wurde weicher].
Im weiteren Verlauf haben wir uns mit der Entwicklung der verschiedenen Menschenarten unter dem Einfluss von klimatischen Veränderungen - wie die Eiszeit- auseinander gesetzt. Genauer sind wir dann auf den Neanderthaler eingegangen, wobei wir herausfanden, dass dieser schon kulturelle Praktiken, wie Bestattungsrituale vollzogen hat. Die Herstellung von Werkzeugen wurde vom Neanderthaler weiter verfeinert. Diese Fortschritte haben dem Neanderthaler lange das Überleben gesichert, bis Homo sapiens sapiens den Neanderthaler verdrängt hat und dieser schließlich ausstarb. Ausschlaggebend sollen nach einer Hypothese die extremen klimatischen Veränderungen gewesen sein, an die sich der Neanderthaler evolutionsbiologisch nicht mehr anpassen konnte
Des Weiteren haben wir uns mit der Evolutionsgeschichte der Hominini beschäftigt und Nachbildungen von Australopithecinen und Hominiden kennengelernt, von Australopithecus afarensis über Homo erectus, der als Erster Afrika verließ, bis hin zu Homo sapiens sapiens. Dabei haben wir uns verschiedene körperliche Merkmale und evolutionsbiologische Anpassungen angeschaut und diese miteinander verglichen.
Im Anschluss der Führung sollten wir unser theoretisch erworbenes Wissen in einem Schädel- Workshop in die Praxis umsetzen, indem wir Schädel aus der Gruppe der Hominini untersuchen und anhand von Merkmalen zeitlich und taxonomisch einordnen sollten. Untersuchungsmerkmale waren z.B. die Kieferform - U Form oder Parabelform, Form des Kinns, Form der Stirn, Lage des Hinterhauptloches, Gehirnvolumen, Größe und Anzahl der Zähne, Größe der Kiefer und des Jochbeinbogens und vieles andere mehr.
Am Ende des Workshops legten wir nochmal alle Schädel zeitlich geordnet auf den Tisch und unser Workshop-Leiter verdeutlichte uns anhand dieser Reihe nochmal zusammenfassend die evolutionsbiologische Entwicklung und die Stammesgeschichte der Hominini.
Text: Jil Karrenberg>Joline Kalmbach (Q2) Fotos: Herr Kriwet, Malte Kauz