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Artikel WAZ vom 08.10.2017



 

Neue Heiligenhauser Gesamtschulleiterin steht für Vielfalt

 

HEILIGENHAUS.   Carmen Tiemann ist seit August die neue Rektorin. Wie sie empfangen wurde und was sie alles vorhat, berichtet sie im WAZ-Gespräch.

Wer das Direktorenbüro der Gesamtschule Heiligenhaus betritt, dem fällt direkt etwas auf: Das rote Sofa ist weg, neue Bilder hängen an der Wand und der Konferenztisch steht quer im Raum. „Ich denke gerne mal quer“, berichtet Carmen Tiemann lachend über die Umgestaltung ihres Büros, denn die 43-Jährige ist seit Beginn des Schuljahres die neue Leiterin.

Ein neues Gesicht ist Tiemann an der Hülsbecker Straße jedoch nicht, 2014 hatte sie die Gesamtschule verlassen, um die stellvertretende Leitung an einer Solinger Schule anzunehmen. „Ich war sehr gerne hier, aber der Job hat mich schon sehr gereizt. Dort wurde ein völlig neues, integratives Konzept umgesetzt“, berichtet Tiemann. Die Förderschwerpunkte Lernen, emotionale, körperliche oder motorische Schwächen wurden hier intensiv behandelt. „Das hat meinen Blick noch einmal verändert, Schüler ganz individuell zu fördern.“

Der Schüler soll individuell betrachtet werden

 

                                                                                        Mit dem Sekretariat arbeitet Carmen Tiemann gut zusammen.           

Foto: Alexandra Roth

Und das Herausstellen des Individuums ist auch an der Gesamtschule in Heiligenhaus unter der Leitung von Gabriele Arnsmann schon immer Thema gewesen. „Ich kannte die Schule, das hoch engagierte Kollegium, das tolle Schulleitungsteam und die absolut engagierten Eltern. Hier als Schulleiterin zurückzukehren, ist wie nach Hause zu kommen“, erklärt Tiemann, warum sie sich auf die Stelle in Heiligenhaus beworben hat. Doch um die Stelle anzunehmen, findet sie es richtig, auch mal für einige Jahre woanders gewesen zu sein. „Als stellvertretende Leiterin konnte ich in Solingen wichtige Erfahrungen sammeln.“ Außerdem sei es immer eine Herausforderung, aus den eigenen Reihen im Kollegium plötzlich Chefin zu sein. „Aber das klappt hier wunderbar, ich habe wirklich ein tolles Team. Die Entscheidung zurückzukehren, war absolut richtig. Mich haben alle freundlich und offen empfangen, 60 Prozent des Kollegiums kannte ich noch.“

Und auch einige Schüler. „Was total toll ist, dass meine damalige Revisionsklasse dieses Jahr Abitur machen wird und es die Schüler sein werden, denen ich zum ersten Mal das Abiturzeugnis aushändigen darf“, freut sich Tiemann.

                                                                                         Als Erinnerung hat Tiemann ein Bild mit Handabdrücken ihrer Kollegen aus Solingen in ihrem Büro aufgehangen. 

Foto: Ulrich Bangert

 

Tiemann war Weltmeisterin im Tac-Spielen

Die Schüler seien auch direkt auf sie zugekommen – und fragten direkt, ob sie denn noch Tac spiele. Tac? „Da bin amtierende Deutsche Meisterin und war Weltmeisterin“, berichtet die passionierte Brettspielerin. Das Spiel werde aber nur mit Karten gespielt und im Team. „Man gewinnt und verliert zusammen, das Spiel erhöht unheimlich die Frustrationsgrenze, aber man muss bis zuletzt ans Siegen glauben. Das gefällt mir so“, berichtet sie über das Spiel. Eine Tac-AG wird sie mit Sicherheit an der Schule aufbauen, verrät sie.

Neue Akzente und Altbewährtes

Ein neues Büro, eine neue AG — einige neue Akzente will die neue Schulleiterin an der Gesamtschule setzen, aber auch vieles beibehalten. „Hier an der Schule wird hochprofessionell gearbeitet. Ich versuche nur, neue Blickwinkel zusätzlich hinzuzufügen“, so Tiemann. Diversity, also Vielfalt, das sei ihr Credo. „Wir kommen nicht umher, den individuellen Blick auf die Schülerschaft zu schärfen. Wir haben eine heterogene Schülerschaft.“ So sei jeder anders sozialisiert, es gebe andere kulturelle Hintergründe, „aber das nicht nur bei den Kindern, sondern auch bei den Eltern, der Gesellschaft und natürlich auch der Lehrerschaft. Die Kunst ist es, alle gemeinsam zu stärken und zu fördern.“ Und das gehe nur im Team. „Mir ist es besonders wichtig, alles transparent zu gestalten und mit meinem Kollegium. Alleine kann ich das alles nicht erreichen.“

Gewaltfrei soll auch die Kommunikation sein

Carmen Tiemann leitet die Schule aber nicht nur, sie ist natürlich auch als Lehrerin für Deutsch, evangelische Religion, Darstellen und Gestalten sowie Pädagogik tätig. Als konsequent, aber auch im Rahmen locker beschreibt sie ihren Stil, „Spielregeln sind wichtig, und ich stehe absolut für eine gewaltfreie Erziehung.“ Damit meint sie eine gewaltfreie Kommunikation, „denn nicht nur Schläge, sondern vor allem auch Worte können sehr verletzen. Unser Stil an der Schule ist respektvoll, höflich und freundlich. Wir bestärken die Schüler in dem, was sie besonders können und stellen nicht die Schwächen heraus.“ Und das scheint gerade heutzutage die wichtigste Aufgabe zu sein.

 


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