Artikel Rheinische Post vom 27.06.2018
Artikel Lokalkompass vom 26.06.2018
Gesamtschule und Hochschule suchen nach Talenten
Artikel WAZ vom 23.06.2018
HEILIGENHAUS. Die Gesamtschule und die Hochschule Bochum haben einen Kooperationsvertrag unterzeichnet. Das Ziel ist die Chancengleichheit aller Schüler.
42 Schüler der Gesamtschule sind zur Zeit im Talentscouting-Programm der Hochschule Bochum . Und weil die Zusammenarbeit der Institutionen so reibungslos funktioniert, unterschrieben Jürgen Bock, Präsident der Hochschule Bochum, und Carmen Tiemann, Schulleiterin der Gesamtschule, jetzt einen zeitlich unbegrenzten Kooperationsvertrag.
Ziel des Programms ist es, die Chancengleichheit für Schüler unterschiedlicher Herkunft zu sichern, „es geht uns darum, Talente zu finden, die eben vielleicht nicht aus Akademikerfamilien kommen“, erklärt Jürgen Bock. „Von den Schülern wird das gut angenommen, die erzählen sich auch untereinander von dem Talentscouting-Programm“, ergänzt Monika Ebbers, Koordinatorin des Projekts in der Sekundarstufe 2.
Zusammenarbeit besteht schon seit April 2017
Im April 2017 hat die Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Gesamtschule begonnen, „für die Sekundarstufe 2 ist das ein herausragendes Projekt, das Optionen und Perspektiven aufzeigt“, so Schulleiterin Carmen Tiemann. „Die Kooperation ist eine sinnstiftende Ergänzung zur Zusammenarbeit mit dem Campus.“ Dort werden viele Unterrichtsstunden im Schülerlabor durchgeführt, es gibt auch Programmierkurse – dies aber vorwiegend für die Sekundarstufe 1.
Drei der Schüler, die am Talentscouting-Programm teilgenommen haben, sind Fabian, Ahlam und Jordi. Die drei 19-Jährigen haben gerade Abitur gemacht und blicken jetzt in Richtung Studium beziehungsweise Ausbildung. „Ich habe mich letztens Endes doch für eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker entschieden“, erzählt Fabian, der sich parallel von Talentscout Alberto Rodriguez, zuständig für die Gesamtschule, und der Agentur für Arbeit beraten ließ – „das hat gut funktioniert“.
Talentscout ein Stück weit Übersetzer in anderes System
Ahlam möchte gerne Kinder- und Jugendtherapeutin werden und ließ sich ebenfalls beraten: „Ich habe erst einmal meine Situation geschildert, und wir haben uns dann Wege überlegt, wie ich an mein Ziel kommen kann. Es ging aber auch darum, wie die Uni oder Bewerbungsverfahren funktionieren.“ Als nächsten Schritt wird sie ein Freiwilliges Soziales Jahr in einem Wohnheim in Wuppertal machen und dann möglicherweise nicht direkt Psychologie, sondern zunächst Diplom-Pädagogik studieren. „Es ist auch ganz toll, wie schnell man einen Termin beim Scout bekommt. Innerhalb von sieben Tagen ist das möglich.“
Für ein klassisches Studium hat sich Jordi entschieden: Er fängt zum Wintersemester in Essen mit angewandter Informatik an, und das, „obwohl ich mich erst nicht entscheiden konnte, was ich studieren soll und dann nicht wusste, wo“. Auch hier half Rodriguez, empfahl Schnuppertage und lotete besondere Interessen aus. „Das Schöne ist, man verändert Bildungsbiografien. Man ist als Talentscout ein Stück weit Übersetzer für ein anderes System. Ich erkläre den Schülern etwa, was eine Fachschaft oder ein Dekanat sind.“
Die Schüler sind aber nicht an Vorschläge gebunden
Gebunden sind die Schüler allerdings nicht an die Vorschläge. Die Beratung ist ergebnisoffen – und es werden Möglichkeiten an allen in Frage kommenden Hochschulen aufgezeigt. „Wichtig ist der persönliche Kontakt auf Augenhöhe zwischen Scout und Schüler“, bekräftigt Jürgen Bock.
Dieser Kontakt geht übrigens auch über das Abitur hinaus – bei Bedarf können Ahlam, Jordi und Fabian immer eine WhatsApp an Alberto Rodriguez schicken, der sein Büro in Heiligenhaus im Thormählen-Bildungshaus hat.
>>>LEHRER HELFEN, TALENTE ZU ENTDECKEN
- Auf das Programm aufmerksam gemacht werden talentierte Schüler oft von ihren Lehrern, die die „Augen“ des Angebots sind.
- Im Mai 2015 haben sieben Hochschulen mit dem Talentscouting-Programm begonnen. Seit Anfang 2017 hat sich das Netz auf 17 Hochschulstandorte in ganz NRW ausgeweitet.