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Artikel WAZ vom 21.02.2019



 
 

HEILIGENHAUS.   Die weiterführenden Schulen in Heiligenhaus haben über die Aufnahme für das nächste Schuljahr entschieden. Warum viele Eltern nun enttäuscht sind

Es ist die Frage aller Fragen für Eltern und Kinder zur Hälfte des vierten Schuljahres: Wie geht es im Sommer weiter? Mit dem Erhalt des Zeugnisses am 8. Februar und der dortigen Empfehlung für eine weiterführende Schule konnten sie sich nun an einer Lehranstalt anmelden. 37 Kinder erhielten jedoch eine Absage am Kant-Gymnasium und sogar 72 an der Gesamtschule. Viele Eltern sind nun enttäuscht – doch die Schulen sagen: Es ist niemals eine persönliche Entscheidung gegen ein Kind.

Ja, über die vielen Anmeldungen freue sie sich schon, sagt Gesamtschulleiterin Carmen Tiemann, „aber dann kommt schon das Aber, denn, wenn man 72 Kindern absagen muss, ist das schon ziemlich hart.“ 188 Anmeldungen gab es, 116 Kinder konnten aufgenommen werden. „Wir sind vierzügig, mehr können wir einfach aus Kapazitätsgründen nicht aufnehmen“, erklärt Tiemann. Sie verstehe die Enttäuschung der Eltern, doch der Unmut, den einige über soziale Netzwerke kund taten, der habe sie doch auch mitgenommen: „Es ist doch keine Auswahl gegen das Kind, nichts gegen die Person“, erklärt sie.

 

Leichte Unsicherheit nach dem Gerichtsurteil

Denn auch dieses Mal gab es wieder viele, die sich über das Auswahlverfahren aufregen. Während die einen unterstellen, die Gesamtschule wolle vor allem bessere Schüler, kritisieren andere, dass nicht zunächst die Heiligenhauser Kinder, sondern eher Kinder aus anderen Städten berücksichtigt werden würden. Ein sensibles Thema, schließlich gab es erst vor kurzem ein Urteil des Oberlandesgerichts Münster, das feststellte, dass bei dem Auswahlverfahren vor zwei Jahren nicht rechtskonform Kinder anderer Städte benachteiligt worden waren (eine Stellungnahme der Bezirksregierung Düsseldorf und mögliche Auswirkungen gibt es noch nicht).

Ob dieses Urteil Auswirkungen auf das aktuelle Verfahren hatte? „Wir haben alles getan, um das Verfahren, wie auch in den Vorjahren, sehr sauber zu gestalten. Dieses Mal haben wir sogar noch die Ziehung dokumentiert, damit uns keiner Diskriminierung vorwerfen kann. Wir haben objektiv nach Kriterien entschieden“, erklärt Tiemann. Dennoch habe es bereits einige Beschwerden gegeben, „wir haben zahlreiche Gespräche mit den Eltern geführt. Aber ich bin mir sicher: Alle Heiligenhauser Kinder werden bis zum Sommer einen Platz an einer Schule erhalten.“

 

In dieser Woche wurde bekannt, dass in Velbert eine zweite Gesamtschule entstehen wird – das bedeutet jedoch ebenfalls, dass die Hauptschule dort geschlossen wird. „Auf der einen Seite erhoffe ich mir eine Entspannung für die Anmeldesituation an unserer Gesamtschule“, so Schuldezernent Björn Kerkmann, „ich sehe aber auch die Schließung der Hauptschule als neues Problemfeld an.“ Derzeit besuchen 51 Heiligenhauser Kinder die Velberter Hauptschule.

 

Britta Berschick freut sich auf die neuen Fünfer

„Sehr zufrieden“ mit der Anmeldesituation am Kant-Gymnasium ist auch dessen Direktorin Britta Berschick. 151 Anmeldungen hat es gegeben, 114 Kinder konnten aufgenommen werden; 100 Schüler mit Gymnasialempfehlungen seien dabei gewesen, freut sich Berschick, die mit sämtlichen Kindern ein Gespräch geführt hat. „Das dient dazu, dass wir wirklich die richtige Auswahl, für uns und das Kind, tätigen. Denn manchmal macht es auf einer anderen Schule für ein Kind mehr Sinn, als sich bei uns durchzuquälen.“ Schließlich habe sich das IKG auf die Fahne geschrieben, die Schüler nicht nur zum Abitur zu führen, „sondern auch, dass sie später ein Studium erfolgreich abschließen können.“

Mehr Anmeldungen als sonst habe es auch am IKG gegeben, 37 Kinder mussten jedoch abgelehnt werden, „aber da wir jedes Kind und die Eltern beraten haben, gab es keine Beschwerden.“ Vierzügig sei dann wieder der kommende Fünferjahrgang, „wir sind ja in allen Jahrgängen vierzügig mittlerweile, wir verlieren kaum noch ein Kind“, freut sich die Direktorin.

 

Bei der Realschule gibt es noch genügend Plätze

Etwas nüchterner sehen hingegen die Anmeldezahlen auf den ersten Blick bei der Realschule aus: hier sind es gerade einmal 31. Sowohl Berschick als auch Thiemann berichten von Eltern, die zu ihrer Schule kamen mit dem Hinweis, dass es an der Realschule keinen Platz mehr gebe – doch das stimmt nicht, stellt Schuldezernent Kerkmann klar: „Das Verfahren läuft ja insgesamt sechs Wochen.“ Er gehe fest davon aus, „dass die Realschule am Ende wieder dreizügig sein wird.“

Dass Eltern zunächst ihre Kinder an Gesamtschule oder IKG anmelden und nicht an der Realschule, sei dem Verfahren geschuldet, sagt auch Realschulleiterin Sonia Cohen: „Der Gedanke hinter dieser eigentlich positiven Regelung ist, dass sich Familien bewusst für eine Schule entscheiden und nicht dem Hörensagen folgen. Wir leisten hier an der Realschule sehr gute Arbeit und haben zufriedene Schüler und Eltern, aber der Trend zu anderen Schulformen setzt sich fort.“ Cohen erlebe oft, dass Eltern mit Ablehnungen von anderen Schulformen bei der Anmeldung total überrascht seien, zu hören, „dass es an der Realschule Mittagsessen, Sport in der Mittagspause, fundierte LRS-Therapie und verlässliche Betreuung bis 15.30 Uhr gibt – die haben sich vorher einfach nicht informiert.“ Und sie ermutigt: „Einige haben Sorge, ihr Kind würde benachteiligt, wenn herauskommt, dass man sich vorher woanders angemeldet hatte – das ist kompletter Unsinn.“

Anmeldeverfahren extra für die Realschule?

Auch Carmen Tiemann lobt die Arbeit der Realschule: „Hier wird gute Arbeit geleistet, da sieht die Zahl von 31 Anmeldungen im direkten Vergleich natürlich schlechter aus. Vielleicht wäre es besser, das Anmeldeverfahren an der Realschule unabhängig von dem an Gymnasium und Gesamtschule durchzuführen.“ Das könnte dann vorgenommen werden, wenn die anderen Schulen ihre Absage erteilt hätten. Wie sieht Cohen diese Idee? „Man unterstützt eigentlich die Bequemlichkeit der Menschen durch einen solchen Schritt. Andererseits würde es der Realschule in Heiligenhaus dann ermöglichen, die Anmeldung in einem geregelten Zeitrahmen durchzuführen – es gibt also für beide Lösungen Argumente dafür und dagegen.“

Schuldezernent Björn Kerkmann findet ebenfalls anhand der Zahlen, dass man über ein späteres Verfahren nachdenken sollte: „Man sollte einmal grundsätzlich überlegen, ob es nicht von Vorteil sein könnte, wenn das Verfahren nachgelagert stattfinden würde.“ Sechs Wochen nach Ausgabe der Zeugnisse muss die Vergabe spätestens erfolgen, inwieweit das für die Schule eine Verbesserung darstellen könnte, müsste nun gemeinsam überlegt werden.

REALSCHULE WIRD SCHULE DES GEMEINSAMEN LERNENS

Eine weitere Neuerung wird es im kommenden Schuljahr ebenfalls geben: Die Realschule wird Schule des gemeinsamen Lernens werden. Die Landesregierung hatte im Oktober 2018 einen Erlass erteilt, bei denen Schulen mit besonderer Inklusion benannt werden sollten. Die Bezirksregierung hatte sich zunächst für die Gesamtschule entschieden – die Stadt als Träger konnte jedoch ihre Zustimmung zu dieser Entscheidung verweigern. Das, so Kerkmann, habe man auch getan – nach Anhörung von Gesamt- und Realschule. „Hervorragende Arbeit“ in dem Bereich würden beide Schulen leisten, aber mehr Kapazitäten und Fördermöglichkeiten biete die Realschule. „Das ist auch eine dauerhafte Entscheidung und wird nicht jedes Jahr aufs Neue festgelegt“, erklärt Thiemann.

 

Bei den sogenannten GL-Schulen spielt die Inklusion eine wichtige Rolle: Pro Klasse können bis zu drei Kinder mit Behinderungen aufgenommen werden; gleichzeitig wird die Anzahl der Schüler von maximal 29 auf 27 reduziert, pro Klasse gibt es eine halbe Stelle für einen Sonderpädagogen. Das sei für beide Seiten eine gute Entscheidung, so Thiemann. „Die Realschule verfügt über das kleinste System, das ist da genau richtig angesiedelt und wir können insgesamt mehr Schüler aufnehmen.“

Sonia Cohen freut sich ebenfalls: „Als Unesco-Schule gehört der Gedanke der Gleichwertigkeit aller Menschen konstituierend in unser Schulprogramm, die Unesco nannte es Teilhabe an der Gesellschaft.“ Daher beschäftige man sich seit langem mit dem Thema der Inklusion und habe hier eine wirklich starke Abteilung aufgebaut. „Seit dem 7. Januar arbeitet ein KFZ-Meister in praktischen Projekten mit den Schülern und Schülerinnen zusätzlich zum Unterricht in Regelklassen und Kleingruppen“, berichtet Cohen. Man habe mittlerweile fünf sehr gut ausgestattete Differenzierungsräume und motivierte Sonderschulpädagoginnen. „Unser kleines, familiäres System ist ideal für die individuelle Förderung, keiner geht im Massenbetrieb unter. Wir sind stolz darauf, nun Schwerpunktschule zu sein und bereiten gerade ein großes Projekt gemeinsam mit Pro Mobil vor“, so Cohen.

>>> ANMELDEZAHLEN FÜR DIE GRUNDSCHULEN

 

  • Auch die Anmeldedaten für die Grundschulen liegen nun vor. 258 Kinder werden in diesem Jahr eingeschult. Die meisten i-Dötzchen gibt es in der Suitbertus-Schule (77 Plätze von 81 möglichen), an der Tersteegen sind 56 von 56 Plätzen belegt, an der Clarenbach-Schule 49 von 56. An der Schule Schulstraße werden 47 Kinder aufgenommen (von möglichen 81 Plätzen), an der Regenbogen-Schule 29 (damit ist auch die Höchstzahl erreicht).
  • „Ich freue mich außerordentlich, dass nach zwei Jahren endlich eine Entscheidung getroffen wurde“, kommentiert Schuldezernent Björn Kerkmann die Entscheidung des Bundes zum Digitalisierungspakt (fünf Mrd. Euro für die Schulen). „Ich habe ja bereits gesagt, dass in der Schule das Ende der Kreidezeit eingeleitet werden muss, da ist nur die Frage, ob diese Mittel reichen, diesen Weg zu gehen.“ Was am Ende an den Schulen angeschafft werde, „müssen wir dann sehen, denn jede Schule hat ja einen anderen Schwerpunkt.“









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