Warnung vor braunem GedankengutAdolf Burger erlebte als KZ-Häftling den Hass der Nazis am eigenen Leib |
Fast drei Stunden lang konnte man die berühmte Nadel fallen hören in der mit ca. 200 Schülerinnen und Schülern gefüllten Aula des Immanuel Kant Gymnasiums. Die Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 10 bis 12 unserer Schule hörten gebannt den Vortrag des fast 88-jährigen Prager Schriftsetzers Adolf Burger, wie er als Geldfälscher die Konzentrationslager Auschwitz und Sachsenhausen überlebte und dem sicheren Tod in der Gaskammer entkommen ist. |
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Adolf Burger wurde 1917 in der Slowakei geboren. Er berichtete zunächst von der Machtergreifung durch die Nazis, über die Judengesetze und den Weg zum Zweiten Weltkrieg. "Bei allem, was ich hier erzähle", sagte er den Schülern eindringlich, "will ich nicht, dass ihr ein Schuldgefühl in euch aufkommen lasst. Denn auch Deutsche sind in den KZs zu Tode gequält worden." Er sprach von den Nürnberger Gesetzen, dem Münchener Abkommen und von den Regierungen in Europa, die zu Hitlers Taten geschwiegen und diese geduldet hätten. Mitgebracht hatte er auf der Stellwand Fotos abgemagerter Häftlinge, seine eigene Häftlingskarte, Lieferscheine über Kleidung, die "nicht mehr benötigt" und als "Winterhilfe" ins Nazi- Deutschland geschickt wurde. Aufstellungen vom wirtschaftlichen Nutzen der Häftlinge, mit einer zugestandenen Lebensdauer von 270 Tagen, Einblick in eine von unglaublichem Zynismus geprägten Weltanschauung. Im August 1942 wurde er und seine Frau als Juden und weil sie illegal gegen Faschismus, Rassismus und Krieg kämpften, verhaftet und mit anderen jüdischen Häftlingen in das KZ Auschwitz verschleppt, wo sie die Hölle des größten Vernichtungslagers der Nazis erlebten. Durch Bekannte aus seinem Ort erfuhr er von der Ermordung seiner Frau im KZ Birkenau. In Auschwitz erlebte er den Mann, dessen Name für die unvorstellbaren Gräueltaten steht: Dr. Josef Mengele. "Er hat so schön ruhig gesprochen", sagt Burger. "Bitte gehen Sie nach links," hieß es für alle Älteren und Kranken. "Das habe ich bis heute in den Ohren". Die Häftlinge mussten ihr letztes Hab und Gut abgeben, bekamen eine Nummer eintätowiert, die für sie ihr neuer Name wurde. |
Burger erlebte, wie die Menschen in die Gaskammern des Nebenlagers Birkenau getrieben wurden. Er berichtete vom Kampf ums Überleben gegen Kälte, Hunger und die Selektion für die Gaskammern, Ungeziefer, von harter Arbeit, der Brutalität der Aufseher. Als gelernter Buchdrucker und Setzer wurde Adolf Burger auf Befehl des Sicherheitsdienstes der SS zwei Jahre später in die Fälscherwerkstatt des KZ Sachsenhausen bei Berlin kommandiert, in der ausländische Banknoten, Dokumente und Briefmarken gefälscht wurden. Dieses Todeskommando wurde zum Kriegsende 1945 in das KZ Mauthausen und dann als letzte Station in das KZ Ebensee verlagert, wo die 135 Häftlinge am 5. Mai 1945 durch amerikanische Truppen befreit wurden. Adolf Burger lebte in den 20 Jahren nach seiner Befreiung sehr zurückgezogen und begann erst zu kämpfen, als in den 60er Jahren ein Flugblatt auftauchte, in dem die Morde von Auschwitz geleugnet wurden. Er sammelte Beweise und schrieb das Buch "Des Teufels Werkstatt". Seit der Morden von Solingen an türkischen Kindern spricht er in Schulen in Deutschland und in der Slowakei. Er erreichte mit seinen Vorträgen schon 6000 Schülerinnen und Schüler Eindringlich waren seine Schlussworte an die jungen Leute und seine Warnung vor rechtsradikalem Gedankengut: "Wer heute ein Neonazi ist, dem kann ich sagen, dass er früher oder später zum Mörder wird", so Adolf Burger. Mit langem Applaus bedankten sich Schülerinnen und Schüler für diesen fesselnden Vortrag. text by Beate Schulz, 11a,
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