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Studienfahrt nach Auschwitz

Studienfahrt nach Auschwitz

20 Schülerinnen und Schüler auf den Spuren des Holocaust
gegen das Vergessen


In der Zeit vom 9. bis zum 15. Fe­bru­ar mach­ten sich 20 Schü­lerin­nen und Schü­ler, be­glei­tet von Frau Lan­tin, Frau Ny­ky­fo­ruk, Herrn Loh­mann und Herrn Thiel über ei­nen Zwi­schen­stop in Ber­lin auf dem Weg nach Au­schwitz. Ziel war es, das trau­ri­ge Schick­sal der zur Nazi­zeit ver­folg­ten und er­mor­de­ten Ju­den in Eu­ro­pa nach­zu­voll­zie­hen. Die Fahrt fand ih­ren Aus­klang in der pol­ni­schen Stadt Kra­kau.

Die Stu­dien­fahrt nach Au­schwitz wur­de an un­se­rer Schu­le zum er­sten Mal durch­ge­führt. In ei­ner Zeit, in der der auf ei­ner ras­sis­ti­schen Welt­an­schau­ung ba­sieren­de sys­te­ma­ti­sche Mord an un­se­ren jü­di­schen Mit­men­schen und auch an den Men­schen an­de­rer Kon­fes­sio­nen und Na­tio­na­li­tä­ten ver­ges­sen, ver­drängt, klein­ge­re­det oder gar ge­leug­net wird, soll bei den jun­gen Men­schen die Er­in­ne­rung an das wach­ge­hal­ten wer­den, was für vie­le so un­glaub­lich ist, da so jen­seits al­ler Vor­stel­lungs­kraft von dem, was Men­schen an­de­ren Men­schen an­zu­tun in der La­ge sind.

Die Befreiung des Kon­zen­tra­tions­la­gers Au­schwitz liegt fast 70 Jah­re zu­rück, nur noch we­ni­ge Ju­gend­li­che haben über Groß­el­tern oder Ur­groß­el­tern ei­ne di­rek­te Ver­bin­dung zu Zeit­zeu­gen aus die­sen Jah­ren. An un­se­rer Schu­le wird das The­ma Ho­lo­caust im Ge­schichts­un­ter­richt der Klas­se 10 und der Ober­stu­fe aus­führ­lich be­han­delt. Da­her war den Schü­lern klas­sen­über­grei­fend die Teil­nah­me an die­ser Fahrt er­mög­licht wor­den.

Ein herzliches Dankeschön geht an Herrn Loh­mann, der viel Zeit in die Or­ga­ni­sa­tion der Fahrt ge­steckt hat. Ein be­son­de­rer Dank geht indes an die Spon­so­ren die­ses Pro­jekts, oh­ne de­ren groß­zü­gi­ge Un­ter­stüt­zung die Stu­dien­fahrt nicht hät­te durch­ge­führt wer­den kön­nen.

Die nach­fol­gen­den Tex­te sind der Ab­schluss­do­ku­men­ta­tion der Teil­neh­merin­nen und Teil­neh­mer ent­nom­men.

text: webmaster


Die Erwartungen der Teilnehmer an die Studienfahrt

Die Erwartungen, die al­le teil­neh­men­den Schü­ler­In­nen und Leh­rer­In­nen an die­se Fahrt hat­ten, über­schnit­ten sich in vie­ler­lei Hin­sicht und zeug­ten von Neu­gier, Wiss­be­gier­de und Ach­tung vor der Ver­gan­gen­heit und dem da­mit ver­bun­de­nen Ho­lo­caust. Der per­sön­li­che Be­zug zum The­ma Ho­lo­caust zeich­ne­te sich bei vie­len da­durch aus, dass Fa­mi­lien­an­ge­hö­ri­ge oder auch Per­so­nen aus der un­mit­tel­ba­ren Um­ge­bung da­von spra­chen und von ih­ren per­sön­li­chen Er­leb­nis­sen mit dem The­ma be­rich­te­ten. Ei­ni­ge ha­ben ei­nen be­son­de­ren Be­zug zu dem Ort Os­wie­cim, da sie pol­ni­sche Wur­zeln ha­ben, wie die­se Er­war­tungs­hal­tung ei­ner Schü­le­rin vor Rei­se­an­tritt zeigt:

"Als Kind einer Fa­mi­lie mit, wie man so schön sagt, deutsch – pol­ni­schen Wur­zeln, fin­de ich mich ge­ra­de mit die­ser Epo­che der Ge­schich­te mei­nes Vol­kes in be­son­de­rer Wei­se kon­fron­tiert. Das Kon­zen­tra­tions­la­ger Au­schwitz und da­mit auch die heu­ti­ge Ge­denk­stät­te be­fin­den sich in un­mit­tel­ba­rer Nä­he der Ge­burts­stadt mei­ner El­tern und de­ren Fa­mi­lien. Oft ha­be ich als jun­ges Mä­dchen ge­spannt den Be­rich­ten und Ge­sprä­chen mei­ner deut­schen und pol­ni­schen Groß­el­tern ge­lauscht und spä­ter dann selbst lange Ge­sprä­che mit ih­nen und wei­te­ren Fa­mi­lien­mit­glie­dern ge­führt."

Neben dem Ge­schichts­un­ter­richt ha­ben wir uns außer­halb der Schu­le mit Hil­fe von Fil­men, Bü­chern und Mu­seums­be­su­chen mit der The­ma­tik aus­ein­an­der­ge­setzt. Be­son­ders be­rühr­te uns der auf der Hin­fahrt im Bus ge­schau­te Film "Der Junge im gestreiften Pyjama", wie die­ser Aus­zug ei­nes Er­fahr­ungs­be­rich­tes ver­deut­licht:

"Mich hat die Szene be­son­ders berührt, in der die bei­den Jun­gen zum er­sten Mal auf­ein­an­der tra­fen und über ih­re ver­schie­de­nen Schick­sa­le spra­chen. Außer­dem fand ich die Sze­ne, in der die Mut­ter und der Va­ter des Jun­gen rea­li­sierten, dass ihr Kind in der Gas­kam­mer ge­stor­ben ist, sehr trau­rig."

Wir gaben in un­se­ren Er­war­tungs­be­rich­ten und Er­zäh­lun­gen an, dass wir re­prä­sen­tie­ren möch­ten, dass sich die deut­sche Ju­gend für das The­ma "Holocaust" interessiert, sich mit dem The­ma be­fasst und das Gan­ze auch ernst nimmt. Wir be­rei­te­ten uns vor, in­dem wir uns Fra­gen über­leg­ten, die wir vor Ort stel­len könn­ten. Selbst wenn sich un­se­re Er­war­tun­gen in vie­ler­lei Hin­sicht äh­nel­ten, so zeigte sich doch, dass je­der sei­ne in­di­vi­du­el­len Gefüh­le da­mit ver­bin­den woll­te und sich selber ein Stück weit bes­ser ken­nen ler­nen woll­te.


Unser Aufenthalt in Berlin

Nach der Ankunft in Berlin lie­fen wir direkt los zum er­sten Mu­se­um. Die­ses war das "Jü­di­sche Mu­se­um Ber­lin". Das Mu­se­um war in ei­ner sehr spe­zi­el­len Wei­se kon­stru­iert wor­den und be­saß In­for­ma­tio­nen von zwei­tau­send Jah­ren deutsch – jüdischer Ge­schich­te. Wir fo­kus­sier­ten uns je­doch haupt­säch­lich auf die Zeit wäh­rend des Zwei­ten Welt­kriegs und da­nach. Nach En­de un­se­rer Füh­rung hat­ten wir Zeit, um uns in Klein­grup­pen im Mu­se­um um­zu­schau­en. Das "Jü­di­sche Mu­se­um Ber­lin" be­steht im We­sent­li­chen aus zwei Ge­bäu­den, dem ba­rocken Al­tbau des Kol­le­gien­hau­ses und dem Neu­bau im Stil des De­konstruk­ti­vis­mus von Da­niel Li­bes­kind. Im Neu­bau trifft man zu­nächst auf drei sich kreu­zen­de Ach­sen, die Ach­se der Kon­ti­nui­tät, die an ei­ner ho­hen, zur Dau­eraus­stel­lung füh­ren­den Trep­pe en­det, die Ach­se des Exils und die Ach­se des Ho­lo­caust.

Am zweiten Tag in Berlin such­ten wir schon am frü­hen Mor­gen das Mu­se­um "To­po­gra­phie des Ter­rors" auf. Dies ist ein seit 1987 be­ste­hen­des Pro­jekt in Ber­lin zur Do­ku­men­ta­tion und Auf­ar­bei­tung des Ter­rors der Na­tio­nal­so­zia­lis­ten in Deutsch­land, ins­be­son­de­re wäh­rend der Herr­schafts­zeit von 1933 bis 1945. Dies war the­ma­tisch sehr in­ter­es­sant auf­ge­baut.

Anschließend haben wir uns auf den Weg zum Wann­see ge­macht und uns dort das Ge­bäu­de an­ge­se­hen, in dem die "Wann­see Kon­fe­renz" statt­ge­fun­den hat. Ge­gen Nach­mit­tag sind wir zum "Gleis 17" ge­fah­ren. Von dort aus sind Tau­sen­de von Ju­den in die Kon­zen­tra­tions­la­ger der Na­tio­nal­so­zia­lis­ten ver­schleppt wor­den. Dort ha­ben wir eine Ge­denk­mi­nu­te ab­ge­hal­ten und uns an­schlie­ßend auf den Weg nach Os­wie­cim ge­macht.


Besuch im Stammlager Auschwitz und in Birkenau

Das Stamm­la­ger Au­schwitz I be­steht aus dem Ar­beits­la­ger und dem Kre­ma­to­ri­um so­wie der Gas­kam­mer, die­ser Teil un­se­rer Be­sich­ti­gung war sehr be­we­gend. Wir konn­ten selbst er­le­ben, wie eng die­se Räum­lich­kei­ten wa­ren und die Öff­nung, durch wel­che das Gift für die Tö­tung der Häft­lin­ge kam, mit ei­ge­nen Au­gen se­hen. Die Vor­stel­lung, dass gleich das Gas von oben kom­men könn­te, ließ vie­le von uns er­schau­dern.

Im Stammlager befin­den sich Stein­häu­ser, in de­nen die Ge­fan­ge­nen ge­ar­bei­tet und ge­lebt ha­ben. Das Ar­beits­la­ger ist durch ei­nen ho­hen Ma­schen­draht­zaun mit Elek­tri­zi­tät und ei­ner Mau­er um­ge­ben. An­gren­zend zu den Zäu­nen und der Mauer be­fin­den sich das Kre­ma­to­ri­um und die je­wei­li­ge Gas­kam­mer, wel­che gut er­hal­ten und zu be­sich­ti­gen sind. Die Zäu­ne sperr­ten die dort ge­fan­ge­nen Men­schen wie Tie­re ein und schnit­ten sie von der Außen­welt ab. Im Gang zwi­schen dem To­des­block und der Ver­suchs­sta­tion stand die Er­schie­ßungs­wand. Heu­te wer­den dort Blu­men und Ker­zen auf­ge­stellt, um den Op­fern zu ge­den­ken.

Insgesamt gab es fünf Kran­ken­sta­tio­nen, wo­bei die Pa­tien­ten eher als Ver­suchs­ob­jek­te miss­braucht wur­den. Der dort zu­stän­di­ge und be­han­deln­de Arzt tes­te­te bei­spiels­wei­se ver­schie­de­ne Gif­te und an­de­re Subs­tan­zen an Klein­wüch­si­gen und Zwil­lin­gen aus, um ihre kör­per­li­chen Reak­tio­nen zu be­ob­ach­ten. Die schrift­li­chen Do­ku­men­ta­tio­nen die­ser schreck­lichen Ver­su­che sind teil­wei­se noch im Ori­gi­nal vor­han­den. Zu­sätz­lich gab es einen ab­ge­grenz­ten Be­reich für rus­si­sche Kriegs­ge­fan­ge­ne, die­se hat­ten im gan­zen Stamm­la­ger die här­tes­te Ar­beit zu ver­rich­ten.

Die Ausstellungen im Stamm­la­ger Au­schwitz I sind in drei Be­rei­che un­ter­teilt. Zum er­sten gibt es die Län­der­aus­stel­lun­gen, die von den je­wei­li­gen am Krieg be­tei­lig­ten Län­dern selbst ge­stal­tet wur­den. Ver­tre­ten sind un­ter an­de­rem Frank­reich, Bel­gien, Un­garn, Russ­land, Hol­land, Öster­reich, Slo­we­nien, Schweiz, Po­len und Tsche­chien. Alle Län­der­aus­stel­lun­gen sind sehr un­ter­schiedl­ich auf­ge­baut und in­di­vi­du­ell in der Ge­stal­tung und Er­klä­rungs­wei­se. Ei­ni­ge set­zen auf mo­der­ne Me­dien wie Film und Ton, an­de­re ver­wen­den hin­ge­gen schrift­li­che Do­ku­men­te in Form von Häft­ling­sak­ten, Kom­man­da­tur­be­feh­len, Brie­fen und Er­leb­nis­be­rich­ten.

Als wir das Lager Bir­ke­nau er­reich­ten, wa­ren wir al­lein von der Größe die­ses La­gers schockiert. Die­ses La­ger ent­sprach den Vor­stel­lun­gen, die wir zu­vor durch ins­ze­nier­te Fil­me ge­won­nen hat­ten. Die Ba­racken be­ste­hen aus Holz und müs­sen im­mer wie­der res­tau­riert wer­den, da­mit sie nicht zer­fal­len. In den Ba­racken ist es sehr kalt, wir konn­ten uns nicht vor­stel­len, wie die Men­schen dort über­leb­ten und die­se Käl­te aus­hiel­ten. In den Ba­racken gab es keine Toi­let­ten. Für meh­re­re Ba­racken stand ein­e Toi­let­ten­ba­racke zur Ver­fü­gung. Die Toi­let­ten waren oh­ne Sicht­schutz an­ein­an­der­ge­reiht.

Dieses Lager er­streck­te sich über meh­re­re Ki­lo­me­ter. Die Gas­kam­mern, die – schreck­li­cher­wei­se – von den Häft­lin­gen selbst ge­baut wer­den muss­ten, wur­den vor der An­kunft der Al­li­ier­ten von den Na­zis zer­stört. Kei­ne ein­zi­ge der drei Gas­kam­mern und Kre­ma­to­ri­en sind noch er­hal­ten. Ei­ne gro­ße Ta­fel ne­ben den Ru­inen der Gas­kam­mern soll heu­te noch an die Op­fer in Bir­ke­nau er­in­nern, sie ist in vie­le ver­schie­de­ne Spra­chen über­setzt wor­den. Wir sa­hen zu­sätz­lich auch die Bahn­ram­pe, die ge­legt wur­de, um die Ge­fan­ge­nen di­rekt nach Bir­ke­nau zu de­por­tie­ren. Die­se Füh­run­gen durch das Stamm­la­ger und das La­ger Bir­ke­nau wa­ren für al­le Teil­neh­mer­Innen die­ser Fahrt sehr be­we­gend und ein Er­eig­nis, wel­ches nicht zu ver­ges­sen ist.


Das Gespräch mit dem Zeitzeugen

Am dritten Tag un­se­res Auf­ent­hal­ts hat­ten wir die sel­te­ne Mög­lich­keit ein Ge­spräch mit ei­nem Zeit­zeu­gen zu füh­ren. Das am Nach­mit­tag an­ge­setz­te Ge­spräch wur­de von Herrn Grahn, un­se­rem Rei­se­lei­ter vom "In­ter­na­tio­na­len Bil­dungs- und Be­geg­nungs­werk" ge­lei­tet. Herr Dlu­go­bor­ski be­gann chro­no­lo­gisch von sei­nem Le­ben zu be­rich­ten, was uns als Zu­hö­rer ge­bannt fes­sel­te, aber auch sehr schockier­te. Durch die schockie­ren­den Er­zäh­lun­gen ent­stand öf­ters ein Mo­ment der Stil­le und Fas­sungs­lo­sig­keit.

Seine Ge­schich­te war sehr trau­rig und un­ge­recht. Er er­zähl­te über sei­ne Ge­fan­gen­nah­me, sein Le­ben und sei­nen All­tag im Kon­zen­tra­tions­la­ger, sei­ne Freun­de, die Wär­ter und sei­ne Be­frei­ung. Be­son­ders nah ging uns sein Be­richt über sei­ne jü­di­sche Freun­din aus dem La­ger, die er sehr lieb­te und die in der Gas­kam­mer den Tod fand. Am En­de sei­nes Be­rich­tes gab er uns die Mög­lich­keit, Fra­gen zu stel­len. Die­se be­ant­wor­te­te er ziem­lich sach­lich, da wir den Ein­druck hat­ten, dass es ihm – ver­ständ­li­cher­wei­se – schwer fiel, sei­nen Emo­tio­nen frei­en Lauf zu las­sen. Wir sind sehr dank­bar, dass wir die­se sel­te­ne Mög­lich­keit zu ei­nem Ge­spräch mit ei­nem Zeit­zeu­gen er­hiel­ten.


Abschluss mit Auschwitz-Gedenkfeier

Wir setzten uns mit den Be­treu­erin­nen und Be­treu­ern zu­sam­men, um ver­schie­de­ne Ide­en zu sam­meln. Wir ent­schie­den uns nach kur­zer Dis­kus­sion da­für, Stei­ne zu be­schrif­ten und die­se an ei­nen al­ten Wag­gon an der Ju­den­ram­pe zu le­gen, da es im Ju­den­tum zum Ge­den­ken an die To­ten Brauch ist, Stei­ne statt Blu­men an das Grab zu brin­gen. Blu­men ver­wel­ken und sind für das Au­ge der Le­ben­den ge­dacht, Stei­ne be­ste­hen für die Ewig­keit. Zusätz­lich zu den Stei­nen woll­ten wir Ker­zen an­zün­den, Ge­dich­te vor­le­sen und ei­ne Schwei­ge­mi­nu­te hal­ten.

Als wir an der Ju­den­ram­pe an­ka­men, gin­gen wir schwei­gend zum Wag­gon und ver­sam­mel­ten uns um die­sen. Wir zün­de­ten Ker­zen an, um die­se zu­sam­men mit den Stei­nen ab­zu­le­gen. Da­nach la­sen wir zwei Ge­dich­te vor, die wir zu­vor he­raus­ge­sucht bzw. so­gar selbst ge­schrie­ben hat­ten. Zum Schluss hiel­ten wir die Schwei­ge­mi­nu­te und gin­gen auch schwei­gend zum Bus.

Wir alle fanden die Ge­denk­feier sehr gut, da wir so mit dem Ort und des­sen Ge­schich­te einen Ab­schluss fan­den. Wir hat­ten al­le noch­mals Zeit, über die­sen Ort und die Ge­scheh­nis­se nach­zu­den­ken und auch al­le Gefüh­le zu­zu­las­sen und sich ge­gen­sei­tig zu stär­ken.


Unsere Besichtigung der Stadt Krakau

Bevor wir un­sere Rück­rei­se an­tra­ten, be­such­ten wir die pol­ni­sche Stadt Kra­kau. Die Sy­na­go­ge im jü­di­schen Vier­tel bot man­che Ein­blicke in die jü­di­sche Re­li­gion, die sich uns in die­ser Art noch nie zu­vor ge­bo­ten hat­ten. Die ty­pi­schen sa­kra­len Ge­gen­stän­de des Ju­den­tums sind sehr be­ein­druckend und fas­zi­nie­rend, so­dass die­ser Be­such vol­ler Span­nung war. Der Markt­b­esuch im jü­di­schen Vier­tel war zwar in­ter­es­sant, al­ler­dings konn­ten wir uns nicht wirk­lich in das Ge­schäfts­trei­ben vor cir­ca hun­dert Jah­ren und mehr hi­nein­ver­set­zen, so­dass uns die Er­kennt­nis über die his­to­ri­sche Be­deu­tung die­ses Plat­zes größten­teils ver­wehrt blieb. Al­ler­dings be­sitzt der Platz ei­ne schö­ne At­mos­phä­re, die na­tür­lich durch die al­ten und ge­schicht­lich be­deu­ten­den Häu­ser ent­steht. Der Be­such des jü­di­schen Fried­hofs war sehr in­ter­es­sant. Be­mer­kens­wert ist es, dass der Fried­hof vol­ler eng an­ein­an­der­ge­reih­ter Grä­ber ist.

Eine andere nen­nens­wer­te Se­hens­wür­dig­keit ist auch die ehe­ma­li­ge Königs-Re­si­denz "Schloss Wawel". Sie wirkt sehr be­ein­druckend, da man zu­erst auf ei­nen Hü­gel stei­gen muss und so­mit erst das Schloss von un­ten wahr­nimmt. Die Ar­chi­tek­tur mit vie­len ver­schie­de­nen zeit­li­chen Ein­flüs­sen er­zeugt ein sehr stim­mi­ges Ge­samt­bild. Außer­dem ist der "Ar­ka­den­hof" be­son­ders her­vor­zu­he­ben. Man­che sa­gen so­gar, es sprü­he ei­ne be­son­de­re Ener­gie da­raus. Dies war für vie­le von uns der bes­te Teil der Kra­kau-Be­sich­ti­gung. Das Abend­es­sen in ei­nem be­son­de­ren jü­di­schen Res­tau­rant im Ju­den­vier­tel war das ab­schließen­de High­light. Zu tra­di­tio­nel­ler Klez­mer-Mu­sik be­ka­men wir tra­di­tio­nel­le leckere ty­pisch jü­di­sche Spei­sen. Die At­mos­phä­re dort war sehr an­ge­nehm, lustig und ein­la­dend, so­dass der dor­ti­ge Auf­ent­halt zu ei­nem groß­ar­ti­gen Ab­schluss für die ge­sam­te Grup­pe wur­de und die Fahrt so ein tol­les Ende fand.


Nachbesprechung und Ausblick

Während des Auf­ent­halts in Au­schwitz tra­fen wir uns in zwei ver­schie­de­nen Re­flexions­grup­pen mit je­weils zwei Lehr­per­so­nen und ei­nem Be­treu­er, um uns über die Ge­scheh­nis­se des Tages aus­zu­tau­schen. Die Re­flexio­nen wa­ren sehr hil­freich für uns, um das Ge­se­he­ne zu ver­ar­bei­ten. Es wa­ren un­se­ren Ge­dan­ken und An­mer­kun­gen kei­ne Gren­zen ge­setzt und so stand es uns frei zu ent­schei­den, wie wir un­se­re Ge­füh­le äußern und dar­stel­len konn­ten. So konn­ten die per­sön­lich wich­tig­sten Ein­drücke mit Bil­dern, Ge­dich­ten und Tex­ten fest­ge­hal­ten wer­den. An­schlie­ßend stand es uns of­fen zu ent­schei­den, ob wir un­se­re Mei­nun­gen, Er­fah­run­gen, Ge­füh­le und Er­leb­nis­se den an­de­ren mit­tei­len woll­ten oder sie für uns be­hal­ten woll­ten, um sie al­lei­ne zu ver­ar­bei­ten.

Wir sprachen über die ge­se­he­nen Aus­stel­lun­gen und konn­ten Fra­gen klä­ren. Es war uns wich­tig, dass al­le Mei­nun­gen to­le­riert und ak­zep­tiert wur­den, denn nur so konn­ten al­le oh­ne Hem­mun­gen spre­chen und die an­de­ren an ih­ren Ge­füh­len teil­ha­ben las­sen und oh­ne Kom­men­ta­re an­de­rer ihre Ge­dan­ken aus­spre­chen. Der Aus­tausch um­fass­te ver­schie­de­ne The­men­ge­bie­te, wie zum Bei­spiel die Ur­sa­chen für die Ent­ste­hung ei­ner men­schen­ver­ach­ten­den Dik­ta­tur; ob sich ein sol­ches Er­eig­nis er­neut ab­spie­len könn­te und in­wie­weit Ras­sis­mus da­bei ei­ne Rol­le spie­len kann. Be­son­ders über das kom­ple­xe The­ma "Ras­sis­mus" wur­de aus­gie­big und mit In­ter­es­se emo­tio­nal dis­ku­tiert. Wir merk­ten schnell, dass es ei­ne wich­ti­ge Rol­le spielt zu wis­sen, in­wie­fern man selbst durch Vor­ur­tei­le ge­prägt ist, wenn man et­was ge­gen Ras­sis­mus un­ter­neh­men möch­te. Ras­sis­ti­sche und dis­kri­mi­nie­ren­de Be­mer­kun­gen ha­ben wir zu­vor oft als Spaß ge­se­hen und em­pfun­den und des­we­gen auch häu­fig ge­gen­über An­de­ren ge­äußert. Doch durch die ge­meinvsa­men Re­flexio­nen wur­de uns be­wusst, dass mit die­ser Leicht­sin­nig­keit an­de­re Men­schen ver­letzt wer­den kön­nen, ohne dass wir es selbst be­mer­ken.

Warum em­pfeh­len wir die­se Fahrt in die ehe­ma­li­gen Kon­zen­tra­tions­la­ger in Po­len und da­mit auch an die Or­te der trau­ri­gen deut­schen Ge­schich­te? Wir em­pfeh­len euch, an die­ser Fahrt teil­zu­neh­men, da es schwer ist, oh­ne per­sön­li­che Kon­fron­ta­tion mit dem Ort sich ein ei­gevnes Bild von der da­ma­li­gen Wirk­lich­keit zu schaf­fen. An die­sem Ort kann man sei­ne ei­ge­nen Ge­füh­le und Bil­der en­twickeln, die man in der Schu­le nicht er­le­ben kann. Und gleich­zei­tig kann man die­ses Ge­sche­hen auf­neh­men und ver­ar­bei­ten, weil man sich stär­ker in die Si­tua­tion hi­nein­ver­set­zen kann.

Besonders ist diese Fahrt für Schü­ler­In­nen zu em­pfeh­len, die sich sehr für das Thema Ho­lo­caust und den Zwei­ten Welt­krieg in­ter­es­sie­ren, da man dort vie­le In­for­ma­tio­nen be­kommt, die di­rekt er­leb­bar wer­den und außer­dem be­kommt man durch die­se Fahrt ei­ne neue Sicht­wei­se auf die his­to­ri­schen Tat­sa­chen.

Ebenfalls beein­druckend ist ein Ge­spräch mit ei­nem Zeit­zeu­gen. Es ist na­he­zu un­vor­stell­bar, wie ein Mensch leib­haf­tig von sei­nen Er­leb­nis­sen aus Au­schwitz be­rich­ten kann. Es ist nicht zu glau­ben, dass ei­ne Per­son vor dir sitzt und von Din­gen er­zählt, die man sich in sei­nen schlimm­sten Alb­träu­men nicht vor­stel­len kann, und die die­ses Leid über­le­ben konn­te.

Wir em­pfeh­len die Stu­dien­fahrt un­ein­ge­schränkt wei­ter, man kann dort viel ler­nen und er­le­ben. Nutzt die Chan­ce, denn ihr wisst nicht, ob sie sich euch noch­mals bietet!

text&photos: Iman Aeraki, Fatin Aeraki,
Yasemin Gündogdu, Jana van der Linden,
Klassen 10, 11 und 12; 05-13










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